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Ausländische Online-Shops: Der Preis macht blind für Risiken

Beim Kauf von Spielzeug, Bekleidung und Accessoires sowie von Elektronikgeräten ist der Preis das wichtigste Kaufkriterium. Gerne shoppen die Schweizer deshalb auch bei ausländischen Billig-Anbietern im Internet. Zu diesem Schluss kommt eine repräsentative Studie des Forschungsinstituts HF Partners zu Risiken im Onlinehandel mit ausländischen Shops. Die Studie wurde zusammen mit dem Spielwaren Verband Schweiz, Handel Schweiz, der Swiss Retail Federation und Sens eRecycling gemacht.
Demnach würden sich die Hälfte der Befragten bei Spielzeug und Kleider für einen ausländischen Tiefpreisanbieter entscheiden. Bei Elektronikartikeln sind es noch 35 Prozent. Laut der Studie kaufen demnach nicht nur Junge bei ausländischen Marktplätzen wie Temu und Shein ein. Bei Temu beispielsweise kauften die 30- bis 60-Jährigen besonders stark ein, schreibt der Spielwarenverband Schweiz (SVS) in einer Mitteilung.
Die Studie belegt ein paradoxes Einkaufsverhalten. Während 89 Prozen der befragten Personen grosses Vertrauen in Schweizer Onlinehändler haben, vertraut nur ein Viertel der Befragten asiatischen Online-Shops. Dennoch werde vermehrt bei chinesischen Anbietern wie Temu, Aliexpress, Wish und Shein eingekauft, so der SVS.
Risikowahrnehmung beeinflusst Kaufverhalten kaum
Die Daten der Studie zeigen, dass Bedenken über Gesundheitsrisiken wie Produktsicherheit und giftige Inhaltsstoffe sowie finanzielle und rechtliche Risiken, wie Liefer- und Rücksendekosten und Zollgebühren bzw. Kreditkartenbetrug, am ehesten von einem Kauf im entfernten Ausland abhalten. Moralisch-ethische Bedenken sowie Umweltrisiken bezüglich der Herstellung und dem Transport der Waren wiederum beschäftigen die Konsumenten kaum – der Reiz des tiefen Preises ist grösser.
Angela Bearth, Studienleiterin von HF Partners, interpretiert die Ergebnisse der Studie so: «Die gesundheitlichen Risiken werden beim Kauf von Spielwaren, Kleidung, Schuhen und Accessoires in Onlineshops aus dem entfernten Ausland augenscheinlich noch unterschätzt.»
Gefährliche Spielzeuge
Die vier an der Studie beteiligten Verbände fordern vom Bund gleich lange Spiesse und ein Ende der Vorzugsbehandlung ausländischer Anbieter. Der Spielwarenverband Schweiz warnt vor gefährlichen Importen: Über 80 % der über Temu vertriebenen Spielzeuge aus China würden den Schweizer Vorschriften nicht genügen. Der Verband rät vom Kauf von Spielwaren ausserhalb Europas ab.
Der Verband Swiss Retail Federation seinerseits warnt vor unfairer Konkurrenz. Der Schweizer Handel verliere Marktanteile an assiatische Online-Marktplätze, die sich nicht an die gleichen Regeln halten müssten wie hiesige Anbieter.
Sens eRecycling kritisiert, dass ausländische Online-Plattformen keine vorgezogene Recyclinggebühr erheben müssen. Dadurch gelangten Tausende Tonnen Elektronik ins Land, für deren Entsorgung dann die Allgemeinheit aufkommen müsse. Die Forderung des Verbands: «Wer Produkte in die Schweiz liefert, soll sich auch an der Finanzierung des Recyclings beteiligen.»
Branche fordert selbe Standards für alle
Der Spielwaren Verband Schweiz, die Swiss Retail Federation, Handel Schweiz sowie Sens eRecycling fordern von der Politik, die bestehende Diskriminierung inländischer Händler zu beenden und für alle Marktteilnehmer gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Für ausländische Online-Marktplätze und Schweizer Händler müssten in Bezug auf Regulierung und Vollzug bei Produktesicherheit, Lauterkeit, Datenschutz, Steuererhebung und Umweltabgaben
diesselben Standards gelten.