Handel / Politik
10. September 2024

Detailhandelsverband sieht Schweiz als «veritable Hochkosteninsel»

Schweizer Detailhändler seien nicht zu teuer, argumentiert die Swiss Retail Federation und verweist auf eine neue Studie. Demnach müssen die Schweizer Detailhändler 50 Prozent höhere Kosten bewältigen, während die Preise für Detailhandelsprodukte durchschnittlich nur 35 Prozent über jenen der Nachbarländer liegen.
Die Schweiz eine Hochpreisinsel? Viel eher eine «Hochkosteninsel», findet der Detailhandelsverband Swiss Retail Federation. (Symbolbild Pixabay)

Die Schweiz wird immer wieder als «Hochpreisinsel» bezeichnet. Die Debatte über die Gründe für die niedrigeren Preise in den Nachbarländern blende jedoch die im Detailhandel anfallenden Kosten völlig aus, schreibt die Swiss Retail Federation (SRF) in einer Mitteilung. Eine neue Studie, die BAK Economics im Auftrag von SRF durchgeführt hat, zeige ein deutlich anderes Bild: Im Vergleich zur Preis- und Kostenstruktur der Detailhändler in den vier grossen Nachbarländern leide die hiesige Branche unter erheblichen Kostennachteilen, welche die Preisdifferenzen bei Weitem überwiegen, so die SRF.

Konkret: Die Schweizer Detailhändler müssen laut Studie 50 Prozent höhere Kosten bewältigen, während die Preise für Detailhandelsprodukte durchschnittlich nur 35 Prozent über jenen der Nachbarländer liegen. Der Vorwurf, die Schweizer Detailhändler seien durch überhöhte Gewinnmargen für die Preisunterschiede verantwortlich, sei deshalb haltlos, schreibt der Detailhandelsverband.

Teure Warenbeschaffung im In- und Ausland

Zwei Drittel der höheren Kosten der Schweizer Detailhändler gehen laut der Studie auf die teurere Warenbeschaffung im In- und Ausland zurück. Der Rest falle zu gleichen Teilen auf die Arbeits- und Vorleistungskosten. Die Differenz zwischen dem Kosten- und dem Preisunterschied von 15 Prozentpunkten lässt sich laut SRF zu rund zwei Drittel mit der im Vergleich zu den Nachbarländern günstigeren Mehrwertsteuer begründen. Im Weiteren profitierten die hiesigen Detailhändler auch vom günstigeren Zinsumfeld und einem tieferen Niveau der Unternehmensbesteuerung.

«Die Analyse zeigt es klar auf: Die Detailhändler stehen in einem harten Wettbewerb und müssen einmal erlangte Preisvorteile grundsätzlich an die Konsumenten weitergeben», sagt Daniela Schneeberger, Präsidentin der Swiss Retail Federation. Die Direktorin, Dagmar Jenni, ergänzt: «Zudem räumt die Studie mit auf Einzelfälle basierenden Aussagen auf, die Schweizer Detailhändler würden für Produkte das Mehrfache als die Nachbarstaaten verlangen.»

Stärkung von Einkaufsgemeinschaften und Regulierungsabbau

Für die SRF zeigt die Studie klar, dass es dringend Massnahme brauche, um den Kostennachteil zu verringern. «Eine wichtige Massnahme ist die Stärkung von Einkaufsgemeinschaften, mit welchen insbesondere im internationalen Beschaffungsmarkt tiefere Preise gegenüber Konzernen erzielt werden können», so Dagmar Jenni aus. Im Weiteren vermindere sich der Kostendruck durch den Verzicht auf zusätzliche und den Abbau bestehender Regulatorien wie etwa unnötige Deklarationsvorschriften.

Die Swiss Retail Federation vertritt den schweizerischen Detailhandel ohne die Grossverteiler. Sie repräsentiert 1600 Detailhandelsunternehmen mit 6500 Standorten in der Schweiz. Ihre Mitglieder generieren einen Umsatz von über 25 Mia. Franken und beschäftigen rund 60'000 Personen.

pd/mos
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