Handel / Politik
26. November 2024

Jetzt kaufen und später zahlen lockt immer mehr Konsumenten

Rund um den Black Friday buhlen auch die Zahlungsanbieter wieder um neue Kunden. Immer mehr Anklang findet dabei auch in der Schweiz das Modell «Heute einkaufen, später bezahlen». Konsumentenschützer halten aber wenig von «Buy now pay later» (BNPL).
Vor allem die jüngere Kundschaft kauft häufig auf Pump. (Symbolbild: Pixabay)

Bei der Jagd nach Schnäppchen klicken sich viele Konsumenten beim Online-Shopping in den Tagen rund um die Rabattschlacht am Black Friday die Finger wund. Dabei kann der «Shopping-Euphorie» auch wegen neuer Bezahlungsmöglichkeiten unter Umständen ein «Kredit-Kater» folgen.

Erst ein Nischenmarkt

Im Gegensatz etwa zu Kreditkarten gilt bei BNPL der Ansatz, dass ein Händler ein Produkt über einen Drittanbieter per Ratenzahlung anpreist. Kreditkartenanbieter verlangen meist höhere Zinsen bei fälligen Beträgen, bieten aber flexiblere Rückzahlungsmöglichkeiten. Bei BNPL-Anbietern wie Klarna oder CembraPay (ehemals Byjuno) wird die Ratenzahlung meist automatisiert.

Experten schätzen den Marktanteil in der Schweiz auf mittlerweile 1 bis 5 Milliarden Franken pro Jahr. Zum Vergleich: Gemäss der Swiss Payment Association (SPA) sind in der Schweiz rund 8,5 Millionen Kreditkarten im Umlauf. Der Schweizer Handel generiert damit jährlich einen Umsatz von 32 Milliarden Franken. Noch sind BNPL-Angebote also ein Nischenmarkt.

BNPL als «Schuldentreiber»

BNPL erfreut sich aber etwa in Deutschland und Grossbritannien sowie vor allem in den USA laut dem Retail Report des Zahlungsdienstleister Adyen immer grösserer Beliebtheit. Vor allem die jüngere Kundschaft kauft dabei häufig auf Pump. Mit teilweise fraglichen Folgen: Laut Zahlen von Creditreform stieg im letzten Jahr in Deutschland einzig in der Altersgruppe der 18 bis 30-Jährigen die Überschuldung.

BNPL gilt daher oft als «Sorgenkind» des Zahlungsverkehrs und ruft regelmässig die Kritik von Verbänden und Konsumentenschützern auf den Plan: «Grundsätzlich macht es Sinn, erst dann zu bezahlen, wenn man die Ware erhalten hat», rät etwa die Stiftung für Konsumentenschutz der Schweizer Kundschaft.

«Wenn das Unternehmen aber mit Zahlungsabwicklern wie zum Beispiel Klarna oder CembraPay arbeitet, birgt der Kauf auf Rechnung einige Gefahren und kann zur Schuldenfalle werden», sagt Livia Kunz, Leiterin Recht beim Konsumentenschutz.

Grundsätzlich sei zu empfehlen, dass beim Kauf auf Rechnung, der Betrag «fristgerecht» und «auf einmal» bezahlt werde. Es sei nicht ratsam, sich auf Zahlungsvereinbarungen in Raten einzulassen.

Zudem sei beim «Kauf auf Rechnung mit nachträglichem Angebot der Zahlung in Raten» der gesamte Betrag grundsätzlich auf einmal geschuldet. Es fehle daher an Schutzmechanismen, die einer Verschuldung vorbeugen, so Kunz.

Steigender Erfolg

Dass BNPL in der Schweiz noch kein durchschlagender Erfolg ist, dürfte auch an den Händlern selbst liegen, wie Severin Pflüger, Geschäftsführung beim Verband Elektronischer Zahlungsverkehr (VEZ) auf Anfrage erklärt: «Denn dem Händler werden bei BNPL Gebühren belastet.»

Viele seien aber nicht bereit, für ein weiteres Zahlungsmittel auf Marge zu verzichten: «Die Händler misstrauen dem Argument der BNPL-Anbieter, dass diese Margenreduktion durch Mengenausweitung kompensiert wird», so Pflüger.

Der Schweizer Markt von BNPL-Anbietern wie Swissbilling und Byjuno verzeichnet gleichwohl ein hohes Wachstum. So weist etwa die auf Kredite spezialisierte Cembra Money Bank in ihrem Halbjahresbericht aus, dass die Nettoforderungen gegenüber Kunden im Bereich BNPL um 12 Prozent gegenüber dem Vorhalbjahr gewachsen sind.

Bei den Kreditkarten erhöhten sich die Nettoforderungen gegenüber Kunden zwar «nur» um 3 Prozent, der Gesamtbetrag summiert sich aber auf 1,1 Milliarden Franken. Bei BNPL sind es gerademal 0,2 Milliarden.

sda
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