Handel / Politik
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03. März 2019

Marktausblick für Einkäufer #1: vorsichtig optimistisch

Claude Maurer blickt in der Februar-Ausgabe von Procure Swiss Magazin in die Zukunft des hiesigen Markts. Das Weltwirtschaftswachstum hat sich jüngst zwar verlangsamt, Rezessionsängste halten wir aber für übertrieben. Auch das Schweizer Wachstum verlangsamt sich. Die Erholung von den Rückschlägen der Finanzmärkte von Ende 2018 dürfte andauern.

Anleger hatten vor allem zum Jahresende 2018 wahrlich kaum Grund zum Feiern. Sorgen über die Entwicklung an der Handelsfront fielen mit einer überraschenden Gewinnwarnung aus dem US-Technologiesektor sowie einer Leitzinserhöhung durch die US-Notenbank (Fed) zusammen, was Ängste vor einer markanten Konjunkturabkühlung oder sogar einer unmittelbar bevorstehenden Rezession weckte. Doch ein neues Jahr markiert immer auch einen Neubeginn, und die Anleger schienen Anfang Januar zu einem gewissen Optimismus zurückzufinden.

Es ist leider eine Tatsache, dass sich das Weltwirtschaftswachstum ausgehend von hohen Werten im Jahr 2018 abschwächt. Eine Rezession zeichnet sich unseres Erachtens jedoch nicht ab. Die Arbeitsmärkte präsentieren sich weiterhin robust, und die Fed dürfte mit weiteren Leitzinserhöhungen erst einmal zuwarten. Zudem erhöhen insbesondere China – aber auch einige europäische Länder – die Ausgaben oder senken Steuern. Dieses Umfeld sollte risikoreicheren Anlagen wie Aktien, aber auch Rohstoffen gewisse Unterstützung bieten – wir bleiben vorsichtig optimistisch.

Wachstum schwächt sich ab

Die Schweiz kann sich der globalen Wachstumsverlangsamung nicht entziehen. Das Credit-Suisse-Exportbarometer, das den konjunkturellen Luftdruck in den Abnehmerländern der Schweizer Exportindustrie misst, ist jüngst deutlich gefallen – es notiert mittlerweile wieder genau auf dem langjährigen Durchschnitt. Das Exportwachstum dürfte sich demnach weiter abschwächen.

Exportorientierte und zyklische Branchen wie die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM-Industrie) sowie die Chemiebranche dürften daher an Dynamik einbüssen, wogegen die Pharma-Branche auch weiterhin robust bleiben sollte.

Konsum stützt

Angesichts der insgesamt geringeren Exportdynamik wird sich wohl auch das Wachstum der Ausrüstungsinvestitionen hierzulande verlangsamen, und bei den Bauinvestitionen ist ebenfalls ein tieferes Wachstum zu erwarten, weil das Überangebot am Mietwohnungsmarkt steigt und die Auftragsbücher im Bau allmählich dünner werden.

Im Gegensatz dazu sollte sich das Wachstum des privaten Konsums sogar etwas beschleunigen. Die Detailhandelsumsätze dürften von einer Aufhellung der Konsumstimmung profitieren, zumal sich die Arbeitsmarktbedingungen nochmals verbessert haben. Wir prognostizieren ein Beschäftigungswachstum von 1,2%, während die Arbeitslosigkeit auf 2,3% fallen sollte. Dies entspräche dem tiefsten Wert seit mehreren Jahren. Darüber hinaus erwarten wir, dass die Kaufkraft der Schweizer Konsumenten 2019 zunehmen wird, weil sich das Lohnwachstum auf 1% beschleunigen und die Inflationsrate auf 0,7% zurückgehen sollte.

Die Nettozuwanderung fiel 2018 auf den tiefsten Stand seit Jahren, begann sich jedoch Mitte 2018 wieder dynamischer zu entwickeln, was dem Wachstum der Gesamtbevölkerung und den Detailhandelsumsätzen zugutekommen dürfte. Die sich verschärfende internationale Konkurrenz – insbesondere im Bekleidungsdetailhandel – könnte jedoch die Detailhandelsumsätze unter dem Strich belasten. Wir rechnen daher für Letztere nur mit einem geringfügig über dem Vorjahreswert liegenden Wachstum (2018: +0,4%, 2019: +0,6%).  Die Beschleunigung des Konsumwachstums vermag jedoch die Verlangsamung der anderen Nachfragekomponenten nicht zu kompensieren. Unter dem Strich dürfe sich das Wachstum 2019 gegenüber 2018 von 2,7% auf 1,7% verlangsamen.

Franken könnte sich abwerten

Der Franken hat sich jüngst trotz vieler wirtschaftlicher und politischer Unsicherheiten (wie unter anderem: Brexit, Italien, Frankreich, US-Shutdown) nicht weiter aufgewertet. Zudem ist er unserer Ansicht nach gegenüber dem Euro immer noch überbewertet. Sofern es bei den politischen Risiken zu einer gewissen Entspannung kommt, was wir als realistisch erachten, und sofern unser Szenario einer globalen und europäischen Wachstumsstabilisierung eintritt, sollte der Euro wieder an Stärke gewinnen, sich der Franken also wieder etwas abwerten.

Euroskeptische Unternehmen

Unsere Zuversicht wird jedoch von einem Grossteil der Unternehmen nicht geteilt, wie die Ergebnisse der diesjährigen Umfrage der Credit Suisse bei 760 Firmenkunden bezüglich ihrer Einschätzung zu Wirtschaft und Wechselkursen darlegen. Bereits die Umfrageresultate der Vorjahre haben gezeigt, dass die Unternehmen nicht von einem starken Aufschwung in Europa und entsprechend nicht von einem Wiedererstarken des Euros ausgehen. Und auch dieses Jahr budgetieren die Umfrageteilnehmer mit einem deutlich stärkeren Franken, als wir ihn prognostizieren. Insbesondere Exportunternehmen scheinen – wie bereits in den Vorjahren – eine gewisse Sicherheitsmarge einzukalkulieren.

Nationalbank wartet zu

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürfte mit einem Zinsschritt warten, bis die Europäische Zentralbank (EZB) ebenfalls einen solchen vornimmt. Aus drei Gründen:

Erstens würden höhere Zinsen in der Schweiz als in der Eurozone Wetten auf eine Aufwertung des Frankens profitabel werden lassen – was den Aufwertungsdruck auf ihn wohl massiv erhöhen würde.

Zweitens ist ein erster Zinsschritt der EZB durchaus absehbar (wohl im Herbst 2019). 

Und drittens erfüllt die SNB ihr Hauptmandat, die Wahrung der Preisstabilität, derzeit mühelos: Die Konsumentenpreisinflation dürfte 2019 moderat bleiben. Für 2019 prognostizieren wir eine durchschnittliche Inflation von 0,7% (2018: 0,9%). Sicher ist, dass wir Ende 2019 hierzulande noch Negativzinsen haben werden.

Autor: Claude Maurer für procure.ch
Der ehemalige Profisportler (er vertrat die Schweiz an den Olympischen Spielen in Sydney im 49er-Skiff) leitet bei der Credit Suisse ein Team von Ökonomen, das sämtliche Prognosen und Analysen zur Schweizer Konjunktur- und Geldpolitik erstellt.

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