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Eine 100-Jährige mit innovativen Ideen

1925 gründete Hans Buff die gleichnamige Stickerei, zwei Jahre später stieg er in die Produktion von gestickten Glückwunschkarten ein. «Schöne St. Galler Stickereien auf hochwertigem Büttenpapier», erklärt Giovi Meni, seit 13 Jahren Geschäftsführer des traditionsreichen Unternehmens. «Hans Buff zog mit einem Leiterwägeli von Dorf zu Dorf, um seine Glückwunschkarten zu verkaufen.» Als er vor 33 Jahren als Aussendienstmitarbeiter bei der Firma Hans Buff anfing, seien gestickte Vermählungs- und Trauerkarten noch gang und gäbe gewesen, sagt Giovi Meni. Inzwischen sind die gestickten Karten Geschichte.
Glückwunschkarten sind aber immer noch ein wichtiges Standbein des Unternehmens: Die Hälfte des Umsatzes macht die Hans Buff & Co. AG mit Glückwunschkarten, den Rest mit Kalendern, Agenden und mit Geschenkartikeln wie Sparschweinen und Schmuck und neu mit Back 2 School der italienischen Marke Lebez. Diesen Sommer brachte Hans Buff & Co. AG eine eigene Schmuckkollektion mit modernen Armbändern - auch für Männer - auf den Markt, die gemeinsam mit der Basler Firma Ehrsam (Marke «Andreani») entwickelt wurde.
Schweizer Kalendarium als USP
1992 wurde die Firma Hans Buff & Co. AG vom deutschen Korsch-Verlag übernommen, dem grössten Kalenderverlag im deutschsprachigen Raum. Neben dem grossen Sortiment des Korsch-Verlags hat sich die Hans Buff & Co. AG auf Schweizer Produkte spezialisiert: So bietet die Firma rund 80 Kalender mit Schweizer Motiven von Schweizer Fotografen an. Auch im Angebot sind 200 Schweizer Agenden. Das Besondere an ihnen ist ihr Schweizer Kalendarium, das alle Schweizer Feiertage – vom Josefstag über den Zwibelemärit bis hin zum jurassischen Freiheitstag – enthält. «Das ist einzigartig, das machen nur wir», betont Meni. Gedruckt werden diese Kalender und Agenden in Italien.
Die Schweizer Agenden treffen offenbar einen Nerv. «In einem sinkenden Markt steigern wir die Auflage Jahr um Jahr um eine fünfstellige Zahl und sind immer ausverkauft», sagt Meni und staunt selbst ein wenig darüber: «Ich frage mich wirklich, wer das alles kauft im Zeitalter des Smartphones.» Eine Erklärung hat Meni doch parat: Gerade bei jungen Leuten sei das Haptische wieder gefragt. «Die wollen ihre Gedanken niederschreiben und einen Sticker einkleben – und das funktioniert halt nur auf Papier.»
Die Glückwunschkarte wird zur Handorgel
Auch bei den Glückwunschkarten bewegt sich die Hans Buff & Co. AG mit ihren knapp 40 Angestellten in einem schrumpfenden Markt. WhatsApp und Mail sind zu Konkurrenten geworden. Giovi Meni setzt deshalb auf «Karten mit Mehrwert», wie er sagt. Das sind zum Beispiel Musikkarten mit überraschendem Effekt: Etwa eine Karte mit Pop-up-Handorgel. Um die Musik zum Erklingen zu bringen, muss man die Karte wie eine Handorgel auf- und zuklappen. Auch die Musikauswahl ist breit. «Von Happy Birthday bis zu Smoke on the Water», sagt Meni.
Eine weitere Spezialität sind Karten im sogenannten Din-Lang-Format (A5 hoch, A6 quer) und im A5-Format. Diese grossen Karten seien besonders bei Verabschiedungen gefragt, weil viele Kolleginnen und Kollegen darauf unterschreiben können, erklärt Meni. Das würden die Schweizer schätzen. In Deutschland würden diese Karten kaum mehr hergestellt, weil sie im Postversand ein Mehrfaches teurer sind als das Standardformat. Meni lässt diese Kartenformate als Eigenmarke produzieren
Weltbild und Depot-Konkurs: «Schwerer Verlust»
Mit ihren über 12'000 Produkten beliefert die Hans Buff & Co. AG sämtliche Papeterien in der ganzen Schweiz. Acht Aussendienstmitarbeiter kümmern sich um das sogenannte Rackjobbing, also das Auffüllen der Ständer, in denen die Karten und – noch so ein Unikum – auch die Agenden präsentiert werden. Zu den Hauptkunden gehören zahlreiche Papeterien, Geschenkboutiquen und einige Grossverteiler. Wichtige Kunden waren auch Weltbild und Depot, Weltbild ging im August 2024 Konkurs, Depot diesen Januar. «Ein schwerer Verlust für uns, das werden wir dieses Jahr schmerzlich spüren», sagt Meni.
In die Zukunft blickt Meni dennoch optimistisch: «Wir werden weiterhin Vollgas geben und neue Produkte und Ideen suchen – in der Hoffnung, noch viele Jahre Agenden, Kalender und Glückwunschkarten verkaufen zu können.»