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«Schreiben ist Denken»

«Wenn wir das Schreiben KI-Chatbots überlassen, verlieren wir nicht nur ein Handwerk», warnt Giorgio Iemmolo, Linguist und Direktor des Sprachenzentrums der ETH und der Universität Zürich. Denn: «Schreiben ist Denken», schreibt Iemmolo in einem Blog-Beitrag auf der ETH-Website. Schreiben sei ein Weg zur Erkenntnis. Wer komplexe Ideen nicht in einfache Worte fassen könne, habe sie noch nicht verstanden. Neurowissenschaftliche Studien stützen diese Sicht: «Vor allem wer von Hand schreibt, aktiviert Gehirnregionen, die tiefes Lernen und das Denken in Konzepten ermöglichen», so Iemmolo.
Gefahr intellektueller Vereinheitlichung
Iemmolo warnt, dass automatisiertes Texten kognitive Fähigkeiten verkümmern lässt. KI-generierte Texte tönten zwar eloquent, verschleierten aber unsere schwindenden Kompetenzen. Zudem drohe durch KI-generierte Texte eine sprachliche und gedankliche Verarmung. «Wenn Studierende nicht mehr selber schreiben, leidet auch die Vielfalt der Perspektiven und Argumente.»
Mehrsprachigkeit als Gegengewicht
Mehrsprachigkeit könne dieser Entwicklung entgegenwirken, so Iemmolo. Verschiedene Sprachen förderten unterschiedliche Denkweisen und damit intellektuelle Vielfalt. Universitäten sollten deshalb sowohl Mehrsprachigkeit als auch KI-freies Schreiben gezielt fördern – etwa durch Prüfungen auf Papier oder reflektierende Schreibübungen. Vor allem aber sollten Universitäten dem Drang nach Effizienz widerstehen, die KI-Tools versprechen. «Vertieftes Denken braucht Zeit, und die sollten wir uns nehmen.»